Das Erneuerungsprojekt KVA Linth wird mit BIM umgesetzt

Die Kehrichtverbrennungsanlage Linth in Niederurnen (GL) wurde 1973 eröffnet und seither stetig erneuert und modernisiert. Derzeit wird beim Projekt KVA Linth 2025 mit Investitionen von rund 200 Millionen Franken ein weiterer Entwicklungsschritt ausgeführt. Die mit den Baumeisterarbeiten beauftragte Toneatti AG nutzt für dieses openBIM-Projekt eine Cloudplattform (CDE).

Marcel Keller arbeitet als Bauführer bei der Toneatti AG Bauunternehmung mit Sitz in Bilten/GL und Jona/SG. Er betreut die Ausführung des Projekts KVA Linth 2025, das für ihn insbesondere als BIM-Projekt eine interessante Herausforderung ist. Mit BIM-to-Field-Projekten hat er in der Vergangenheit bereits Erfahrungen sammeln können.

Um „BIM-ready“ zu werden respektive sich auf den neusten Stand der dafür notwendigen Voraussetzungen zu bringen, galt es in einem ersten Schritt, Software und Hardware zu erneuern. Dazu wurde ein weiteres digitales Planhaus für die Baustelle beschafft. „In diesem Prozess waren wir sehr froh um die Unterstützung der ALLPLAN Schweiz AG.

Dank ihrer Erfahrung konnte sie uns wertvolle Inputs geben, welche Kriterien für die richtigen

Entscheidungen wichtig sind“ berichtet Marcel Keller.

BILD: „Auf der Baustelle «BIM-ready» mit dem innovativen digitalen Planhaus“

Die Umsetzung auf der Baustelle durch den Polier mit dem digitalen Planhaus

Weitere Erfahrungen mit BIM sammeln, das gilt sowohl für den Bauführer Marcel Keller als auch für alle Beteiligten der Bauunternehmung auf der Baustelle. „Der Polier ist sehr schnell mit der Arbeitsweise ohne Pläne zurechtgekommen. Probleme hatten wir mit der Verfügbarkeit von einem WLAN-Netzwerk auf der Baustelle und mit dem schlechten Empfang im Container des Poliers. Zudem war es nicht immer einfach, für das digitale Planhaus des Poliers einen sicheren Platz zu finden. So zum Beispiel beim Hochziehen der Wände mit der Kletterschalung.“ Mit Unterstützung der zentralen, modellorientierten CDE-Plattform BIMPLUS konnte der Bauführer zusammen mit dem Polier die verschiedenen Modelle anschauen, die detaillierten Arbeitsabläufe bestimmen und wo notwendig die Etappierungen festlegen. „Zudem waren die Abhängigkeiten zu den Leistungen von Dritten erkennbar“, lautet die Aussage von Marcel Keller. Mit Unterstützung von ALLPLAN wurde die zweckmässig definierte Struktur der Modelle mit weiteren Informationen ergänzt. Trotz dem grossen Vorteil der Modelle kommt Marcel Keller zu folgendem Schluss: „Die Planung in 2D ist für mich im BIM nicht völlig hinfällig. Es gibt gewisse Informationen, die in 2D besser kommuniziert werden können.“

BILD: 3D-Armierung, CDE-Plattform BIMPLUS (Modelldaten: Bänziger Partner AG, Buchs)

Ausmass, Planlieferungsprogramm und Ausblick

Die Ausmasserstellung ist eine Leidenschaft von Marcel Keller. Deshalb war es sein Ehrgeiz, das Projekt KVA Linth 2025 nicht in 2D sondern mit dem Modell auszumessen und das gesamte Leistungsverzeichnis neu zu erfassen und mit Formeln zu hinterlegen. „Mit dieser Arbeitsweise bin ich etwa gleich schnell in der Ausmasserstellung wie in 2D“, erklärt der Bauführer und gibt gerne noch den folgenden Tipp weiter: „Trotz dem Bauen ohne Pläne führe ich für mich ein Planlieferungsprogramm. Dieses gibt mir den optimalen Überblick und dient mir als Kontrolle, was ausgemessen ist.“ Die bisherigen Erfahrungen mit BIM bewertet er als äusserst positiv. Begeistert ist er von der Nutzung der Modelle für die Arbeitsvorbereitung. „Mit Blick in die Zukunft erwarte ich die BIM-Anwendungen vor allem im Infrastrukturbau, im Industrie- und Schulhausbau. Ob sich BIM auch im normalen Wohnungsbau etabliert, wird sich zeigen“, lautet der Ausblick von Marcel Keller.

BILD: „Marcel Keller, Bauführer und Christian Schuler, Polier; Toneatti AG mit dem digitalen Planhaus auf der Baustelle © Foto: Toneatti AG

Fazit

Die Erfahrungen aus dem Projekt KVA Linth 2025 verdeutlichen die vielseitigen Mehrwerte der openBIM-Methode: Sie fördert effiziente Zusammenarbeit durch standardisierte und modellbasierte Datenverwaltung und ermöglicht präzise Planung selbst unter komplexen Rahmenbedingungen, wie dem Umbau im laufenden Betrieb. Die Plattform BIMPLUS erwies sich als essenzielles Werkzeug, um Arbeitsabläufe zu optimieren und Abhängigkeiten transparent zu machen.

Für den openBIM-Verband und dessen Werte wie Interoperabilität, Nachhaltigkeit und Transparenz ist das Projekt ein beispielhafter Anwendungsfall, der die Zukunftsfähigkeit dieser Ansätze unterstreicht.

Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass BIM nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch einen kulturellen Wandel in der Bauindustrie erfordert, um Potenziale voll auszuschöpfen. Damit setzt das Projekt einen Massstab für künftige Vorhaben, insbesondere im Infrastrukturbau.

Hier geht’s zum vollständigen Bericht mit detaillierten Angaben zum „Erneuerungsprojekt KVA Linth 2025“ und allen Projektbeteiligten.