Modellbasierte Ausschreibung im Bauhauptgewerbe: Effiziente Prozesse durch Digitalisierung
Die Baubranche steht zunehmend vor der Herausforderung, Bauprojekte effizienter und präziser zu planen, insbesondere im Bauhauptgewerbe, wo Termine und Budgets strikt eingehalten werden müssen. Eine entscheidende Innovation in diesem Bereich ist die modellbasierte Ausschreibung, die auf der Nutzung von 3D-Modellen basiert und den gesamten Prozess der Bauplanung, -ausschreibung und -ausführung vereinfacht. Dieser Beitrag beleuchtet die Funktionsweise und Vorteile dieser Methode und zeigt, wie sie zur Effizienzsteigerung beiträgt.
Ausgangslage und Ziel
Die zunehmende Komplexität von Bauprojekten sowie der Druck, Termine und Kosten einzuhalten, erfordern effizientere Methoden zur Bauplanung und -ausführung. Die Lösung liegt in der nahtlosen Integration von Planung, Ausschreibung und Bauausführung in einem digitalen Workflow. SORBA EDV AG und BuildingPoint Schweiz AG haben hierfür eine offene BIM (Building Information Modeling)-Lösung entwickelt, die eine direkte Verbindung zwischen Modellierungssoftware und Bauadministration ermöglicht. Damit entfällt der bisherige Aufwand für Schnittstellen, und alle relevanten Prozesse können über eine Plattform abgewickelt werden. Ziel ist es, die Baustellen noch stärker mit den Büros zu vernetzen und die Effizienz und Transparenz im Bauprozess zu steigern.
Vom 3D-Modell zur Ausschreibung
Der digitale Workflow beginnt mit der Übernahme von Architektur- und Ingenieurmodellen, die als Basis für das Leistungsverzeichnis dienen. Je nach Qualität der gelieferten Daten können diese entweder direkt übernommen oder im Modellierungsprozess weiter optimiert werden. Falls die für das Leistungsverzeichnis nötigen Attribute noch nicht vorhanden sind, werden diese ergänzt, sodass die Elemente im Modell als Grundlage für die Ausschreibung und Kalkulation verwendet werden können. Durch die Integration des Modellviewers (Trimble Connect) in die Bauadministrationssoftware (mySORBA) können IFC-Modelle ganz einfach eingelesen und direkt verwendet werden.
Im weiteren Workflow werden die Bauteile des Modells entweder manuell oder automatisch mit den Positionen im Leistungsverzeichnis in der Bauadministrationssoftware mySORBA verknüpft. Beim manuellen Verfahren wählt der Anwender die Bauteile aus und ordnet sie den Positionen zu. Automatisierte Verfahren nutzen Regelwerke für eine schnelle und genaue Zuordnung zwischen Modell und Leistungsverzeichnis.
Ein besonderer Vorteil des digitalen Workflows ist die Möglichkeit, elementbasiert zu kalkulieren. Dabei werden einzelne Bauteile des Modells direkt mit Elementpositionen im Leistungsverzeichnis verknüpft, sodass eine Elementkalkulation angelegt werden kann. Diese Verbindungen können als Vorlage abgelegt und für zukünftige Projekte genutzt werden.
Das Modell kann in der Bauadministrationssoftware kontinuierlich aktualisiert werden, sodass von der Planung bis zur Ausführung stets auf aktuelle Daten zugreifen können. Dies erhöht die Transparenz im gesamten Bauprozess.
Vorteile der modellbasierten Ausschreibung
Der modellbasierte Ansatz bringt zahlreiche Vorteile für das Bauhauptgewerbe mit sich:
- Zeitersparnis: Die automatisierte Übernahme von Mengen und Positionen aus dem Modell reduziert den manuellen Aufwand erheblich. Bauunternehmen können dadurch schneller auf Ausschreibungen reagieren und die Angebotskalkulation effizienter gestalten.
- Hohe Genauigkeit: Da die Daten direkt aus dem Modell stammen, sinkt das Risiko für Übertragungsfehler. Dies führt zu präziseren Ausschreibungen und Kalkulationen, was wiederum die Chancen auf einen erfolgreichen Projektabschluss erhöht.
- Transparenz: Der gesamte Bauprozess wird transparenter, da alle Beteiligten – vom Planungsbüro bis zur Baustelle – auf dieselben, stets aktuellen Daten zugreifen. Änderungen im Modell werden sofort sichtbar und können direkt in die Bauadministration übernommen werden.
- Flexibilität: Dank offener Standards können verschiedene CAD-Programme und Modellierungswerkzeuge in den Workflow integriert werden. Dies bietet Bauunternehmen die nötige Flexibilität, um auf unterschiedlichste Planungsdaten und Anforderungen zu reagieren.