Modellbasierte und bauteilorientierte Erstellung eines Leistungsverzeichnis

BIM ist mittlerweile auch in den Kostenplanungs- sowie Ausschreibungs- und Kalkulationsprozessen angekommen. Die Verknüpfung der BIM-Modelle mit den Kosten bringt dabei qualitative wie auch aufwandoptimierende Vorteile.

Ausgangslage: 3D-Modelle in der Ausschreibungsphase und ein Leistungsverzeichnis nach NPK

Ziel: Modellbasierte Kostenplanung und Ausschreibung mittels einer code- und elementorientierten Arbeitsweise. Erstellen eines Bauteilverzeichnisses anhand einer logischen Strukturierung für die Kostenkalkulation.

Immer öfter werden in Projekten BIM-Modelle verwendet und daraus Kosten abgeleitet. Dies wird teilweise noch auf eine sehr manuelle und aufwändige Art durchgeführt. Ausserdem ist die Verbindung zur heutigen Ausschreibungsform mittels NPK sehr schwierig. Eine modell- sowie elementbasierte Kostenermittlung könnte bei diesen Problemen Abhilfe schaffen und für die Zukunft eine effizientere Ausschreibungsform ermöglichen.

BIM-Modell erstellen
Um den Prozess durchführen zu können, braucht es ein informiertes 3D-Modell, das sogenannte BIM-Modell. Anhand eines vordefinierten EIR (Exchange Information Requirements, vereinfacht als Informationsanforderung bezeichnet) werden die entsprechenden Bauteile mit den benötigten Informationen angereichert.

 

Abbildung 2 Elementwand BTLviewer

Bild1_Modell mit EIR

BIM-Modell klassifizieren und codieren
Mit den Informationen im BIM-Modell kann anschliessend eine Klassifizierung nach eBKP-H SN 506 511 oder -T SN 506 512 durchgeführt werden. Dies geschieht anhand von internen Funktionen in der Modellierungs-Software oder über ein Plugin.
Zusätzlich werden über smarte Attribute (sogenannte Formel-Attribute) innerhalb der Software weitere (automatische) Informationen anhand der bestehenden Attribute aufs Modell geschrieben. Auf diese Weise entsteht eine Bauteilcodierung, mit welcher ähnliche Bauteiltypen zusammengefasst werden können.
Als Beispiel kann eine äussere Betonwand angeschaut werden. Über die Klassifizierung wird dem Bauteil ein Attribut eBKP-H SN 506 511 mit dem Wert «C02.01» zugefügt. Im nächsten Schritt bekommt die Wand die benötigten Attribute für den Code. Dabei wird das Material «Beton», die Wandstärke sowie die Wandhöhe benötigt. Die geometrischen Werte werden automatisch aus den Dimensionen der Wand abgeleitet. Über ein zusammenhängendes Codierungs-Attribut entsteht somit der komplette Bauteilcode für die Wand (bspw. C02.01.10.25-300).

Abbildung 3 Einzelbauten

Bild2_Codierung

BIM-Modell exportieren
Das BIM-Modell wird anschliessend mit vordefinierten Exporteinstellungen und einem Attribute-Mapping exportiert. Dabei wichtig ist neben dem Bauteilcode die ausgeschriebene Menge der Bauteile sowie die Einheiten. Auch eine Bauteilbezeichnung (bspw. «Betonwand») ist dabei sinnvoll.

BIM-Modell auf CDE-Plattform vorbereiten
Ziel des Prozesses ist es, die Daten der Bauteile strukturiert in einer AVA-Software weiter zu verwenden. Dafür wird das BIM-Modell auf eine CDE-Plattform (bspw. Bimplus) hochgeladen und entsprechend der gewünschten Strukturierung gefiltert. Als Beispiel könnte eine Filterung nach Gewerk und Bezeichnung erstellt werden, somit gäbe es eine Struktur mit «Betonarbeiten» gefolgt von «Betonwand», «Betondecke», «Betonstützen» etc.
Diese Filterung wird abgespeichert und kann so in der AVA-Software verwendet werden.

Abbildung 3 Einzelbauten

Bild3_Modell im Bimplus

Bauteile und Daten in AVA-Software übertragen
Anschliessend folgt der Wechsel in die AVA-Software. Im Tool (bspw. AbaBau von Abacus) kann über eine Direktschnittstelle auf Bimplus und die vorbereiteten Daten zugegriffen werden. Nach der Einstellung des Mappings (Modellinformationen müssen mit den AVA-spezifischen Parametern abgeglichen werden) kann die vorher gespeicherte Struktur in AbaBau importiert werden. Die Bauteile im Modell werden beim Anwählen der Bauteilcodes resp. der Bauteile in der AVA-Software direkt hervorgehoben und so die Übersicht über das Projekt erhöht.

Abbildung 3 Einzelbauten

Bild4_Struktur im AbaBau

Bauteiltypen mit Preisen ergänzen
Im letzten Schritt können die übertragenden Bauteiltypen mit kalkulierten Bauteileinheitspreisen hinterlegt werden. In den Kalkulationsvorlagen können die einzelnen NPK-Positionen zum Bauteil hinzugefügt werden (bspw. Schalung, Beton, Bewehrung etc.) und mit Faktoren auf einen Quadratmeter Wand umgerechnet werden.
Falls die importierten Bauteiltypen mit den Codes bei einem anderen Projekt schon mal verwendet worden sind, werden die Preise aus dem Produktestamm direkt mit diesem neuen Bauteilverzeichnis abgeglichen und ergänzt.